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Matreus
Wächtermentor




Wächtermentor



Matreus hielt die Wächterin am Arm fest. Er schüttelte den Kopf. Dass das junge Ding aber auch immer so ungestüm sein musste. „Karo, es hat keinen Sinn, jetzt nach unten zu gehen. Ihr musst euch vorbereiten. Der Meister wartet nur darauf, dass ihr runter kommt.“

Karo gab dem Druck nach. Matreus hatte Recht. Wie immer. Schließlich war er so lange bei Z gewesen, dass er genau wusste, wie der Hase dort lief. Dankbar sah sie ihn an. Er hatte sie in letzter Zeit schon des Öfteren vor Dummheiten bewahrt. Anfangs war sie sich nicht sicher gewesen, ob das alles nur ein Trick war. Dass Zanrelot ihn zu ihnen geschickt hatte, um sie zu hindern, ihre Aufgabe zu erfüllen. Aber sein Neffe hatte nun schon mehrfach bewiesen, dass er die Seite gewechselt hatte. Dass er nun den Wächtern helfen wollte, die Welt vor dem Magier zu beschützen.

„OK, also was schlägst du vor?“, fragte sie und setzte sich zu ihm ins Gras vor die Scheune. Noch immer war es ihm nicht möglich, die Scheune zu betreten. Zwar hatte Z ihm das Meiste seiner Magie weggenommen, aber trotzdem war noch ein kleiner Rest in ihm geblieben. Es reichte kaum zum Zaubern, schon gar nicht ohne Zauberstab. Und den hatte Z behalten. Aber es war noch immer genug in ihm, dass der Boden in der Scheune für ihn brannte wie Feuer.

„Das sollten wir mit den anderen zusammen besprechen.“ Er drehte sich um und rief nach den Wächtern. „Leo, Otti, kommt ihr raus?“ Pinkas war derzeit nicht zu Hause und das war ihm auch ganz recht so. Er war der Einzige, der ihm immer noch nicht glaubte, dass er Zanrelot tatsächlich den Rücken gekehrt hatte. Er wollte von ihm einen Beweis. Dass er seit Monaten den Wächtern im Kampf gegen den Meister half, war Pinkas nicht genug. Der einzige Beweis, den er anerkennen würde, wäre, dass Matreus in die Unterwelt ginge und ihm zeigte, dass er nicht mehr zu Zanrelot gehörte. Das er Z quasi ins Gesicht sagt, dass er ihm gestohlen bleiben kann.

Aber das konnte er nicht. Zanrelot hatte ihm klargemacht, dass er ihn nur gehen ließe, wenn er die Unterwelt nie wieder betreten würde, sonst würde er ihn unverzüglich vernichten. Aber auch ohne diese Drohung würde er nie wieder einen Fuß nach unten setzen. Nicht nach dem, was dort unten vorgefallen war. Weshalb er gegangen war. Es gab nur wenige Personen, die davon wussten. Nur er, Zanrelot und Jona wussten davon. Jona, der nun an der Seite seines Vaters stand. Und Tante Hedda. Er musste es ihr erzählen, damit sie ihm eine Chance gab. So hatten er und Jona die Plätze getauscht. Jona war an seines Vaters Seite und Matreus war Mentor der Wächter geworden.

Einen Moment später kamen Leo und Otti aus der Scheune. Leonie setzte sich zu ihm, schlang ihre Arme um seinen Arm und legte den Kopf an seine Schulter. Liebevoll sah Matreus zu der kleinen Wächterin hinab. Sie war die Erste gewesen, die ihm vertraut hatte. Und auch die Erste, die ihn mochte und es ihm auch zeigte. Selbst jetzt noch, nach den vielen Monaten, freute er sich irrsinnig über solche Gesten, die er so lange hatte entbehren müssen, als er zu Zanrelot gehört hatte. Er streifte den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf das bestehende Problem.
„Also folgendes. In die Seelenhalle selber werdet ihr nicht so leicht reinkommen. Er hat eine gut funktionierende Alarmanlage, die sich nur mit Magie deaktivieren lässt. Aber das ist auch nicht nötig. Ihr müsst die Alarmanlage nicht abstellen, wenn ihr sozusagen ein Loch hinein machen könnt.“ Es sah kurz in die Runde, ob er auch die ungeteilte Aufmerksamkeit der Wächter hatte. Leonie kuschelt sich immer noch an ihn und das wohlige Gefühl in seinem Inneren erfüllte ihn mit Glück.

„In dem Abstellraum rechts neben der Seelenhalle, die mit den Glas-Vitrinen, gibt es einen Ständer mit Degen. Einer von denen hat ein blaues Muster am Griff. Ich gebe euch gleich noch eine Zeichnung. Es ist ein weißmagisches Relikt, dass ich mal.. ähm.. besorgt habe.“ Er zuckte mit den Schultern. „Na ja, das war halt damals meine Aufgabe. Jedenfalls: wenn Leonie diesen Degen ganz langsam in die Schutzwand der Alarmanlage einführt, dicht am Boden, und dann nach oben führt, wird die Wand darunter geteilt und ihr kommt hinein, ohne dass die Alarmanlage reagiert. Die Kraft deines Handschuhs wird sich dann mit dem Degen verbinden. Aber ihr müsst euch beeilen. Das funktioniert nur ein Mal und Leo wird das Loch aufhalten müssen. Wenn der Degen einmal raus ist, funktioniert es nicht mehr und ihr seid in der Seelenhalle gefangen. Er ist nicht nett dort, glaubt es mir. Ich habe schon einige Zeit dort verbracht.“

Er tat so, als müsste er sich einen Fussel von seinem Hemd klauben, um nicht in die betroffenen Gesichter seiner Schützlinge zu sehen. Er hatte viel Schlimmes dort unten mitgemacht und nur einen Bruchteil davon hatte er den Kindern erzählt. Zu schmerzlich waren diese Erinnerungen. Und selbst die Geschichten aus seiner Kindheit waren nicht für ihre zarten Gemüter geeignet. Nachdem er sich wieder gefasst hatte, sah er auf und sprach weiter.

„Zur Vorsicht werde ich mit Tante Hedda sprechen und sie um einige Brausewürfel bitten.“ Er biss sich auf die Zunge, um keinen bösen Kommentar gegen sie fallen zu lassen. Tante Hedda tolerierte ihn zwar als neuen Mentor, aber sie hatte ihn noch nie leiden können und ließ ihn das auch wissen. Während Jona über alle Dinge immer frei verfügen konnte als Mentor, musste er wegen allem bei ihr vorsprechen. Das war wirklich erniedrigend, aber anscheinend hielt sie es für notwendig, ihn derart zu kontrollieren.
„Habt ihr alles verstanden? Oder habt ihr noch Fragen?“ Als keiner etwas fragte, stand er auf und strich sich das Gras von der Jeans. Noch immer konnte er sich nicht recht daran gewöhnen, diese blauen Jeanshosen und Hemden zu tragen, aber er hat sich geschworen, nie wieder schwarze Kleindung anzuziehen.

Grade wollte er das Papier mit der Zeichnung aus der Tasche holen, da sah er wie Jona in der Oberwelt auftauchte.
„Schnell, geht in die Scheune!“, wies er die Wächter an und wandte sich seinem Cousin zu.
„Jonathan“, sagte er und nickte mit dem Kopf. Er musste sich sehr beherrschen, um seine Wut unter Kontrolle zu halten. Schließlich war sein Cousin schuld daran gewesen, dass Zanrelot ihn erst hart bestraft und dann verstoßen hatte. Er hatte ihn belastet, ihm Dinge untergeschoben und ihn dann beim Meister angeschwärzt.

„Was führt dich zu uns?“

Verächtlich sah Jona zu ihm herüber. „Mach dich nicht wichtiger als du bist. Jetzt, wo du der Mentor der Wächter bist, hat mein Vater mehr Macht denn je.“ Er grinste überheblich. „Hier oben scheinst du dich nicht besser anzustellen als unten.“ Jona hob die Hand und richtete sie auf seinen Cousin. „Mit den besten Grüßen von deinem ehemaligen Meister!“, rief er aus und schoß einen Energiestahl auf ihn ab. Von der Wucht getroffen, fiel Matreus um. Er spürte ein starkes Kribbeln in seinem Arm.

„Matreus!“ Er hörte jemanden seinen Namen rufen und schüttelte verwirrt den Kopf. Nein, das waren nicht die Wächter. Das war Zanrelot. Er öffnete die Augen. Dunkelheit umgab ihn. Er atmete ruhig und langsam. Die trockene Luft der Unterwelt drang in seine Lungen. Langsam kam er zu sich. Er war in seiner Kammer in der Unterwelt. Das Kribbeln, das er verspürt hatte, war nur sein eingeschlafener Arm. Erleichtert setzte er sich im Bett auf. „Er war nur ein Traum. Nur ein Traum“, murmelte er. Er ging eiligst zur Tür. Schließlich hatte sein Meister ihn gerufen. Doch so schnell ließ ihn die Erinnerung nicht los. Zu real war der Traum gewesen. War es wirklich ein Traum gewesen? Oder vielmehr eine Vision? Eine Vorschau auf etwas, was in der Zukunft passieren würde? Matreus schüttelte den Kopf. Nein, an sowas glaubte er nicht.

Einige Minuten später betrat er die Zentrale. Jona sah ihn herablassend an, mit einem Grinsen im Gesicht, das er nicht zu deuten wusste. Zanrelot jedoch schien vor Wut zu platzen.
Ohne Einleitung polterte sein Meister los. „Jona hat mir da grade Etwas berichtet...“


ENDE


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© Stefanie Jaschek